Music

Adam Green - Jacket Full Of Danger

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Während dem erstmaligen Durchhören gebe ich mir große Mühe, der Enttäuschung mit Rationalität zu begegnen: man hat es in etwa gewusst, was da kommen würde, zumindest liess es sich erahnen. Denn trotz dem anfänglichen Eindruck der Belanglosigkeit kann man Adam Green eines nicht vorwerfen: Inkonsequenz.

Nach den ersten Durchläufen lege ich die Platte erstmal für einige Tage zur Seite, und - siehe da - das eine oder andere Bruchstück hat sich doch in meinem Kopf festgesetzt, kurze Melodien oder Textstellen treten langsam ins Bewusstsein, und bringen das unbedingte Verlangen mit sich, das betreffende Stück zu hören. Ich lege die CD auf und komme nicht herum, das Wort "Beliebigkeit", das ich mir innerlich notiert hatte, durch "Vielseitigkeit" zu ersetzen, denn die kann man dem Entertainer-gewordenen Adam nicht absprechen.

Die Instrumentierung, die in den vergangen beiden Alben jeweils einer Konzeption unterworfen war, wird bei Jacket Full Of Danger freizügiger gehandhabt: zu hören sind die Streicher von "Friends Of Mine" ebenso wie das von "Gemstones" bekannte Piano-Geklimpere. Doch am besten ist Adam Green ohnehin noch immer, wenn er nur von einer akustischen Gitarre begleitet wird - siehe "Hairy Woman".

Mit textlichen Anzüglichkeiten geht Adam auf seinem vierten Album ungewöhnlich sparsam um, dafür hat er sich offenbar bemüht, das Wort Drugs möglichst oft unterzubringen, was mit der Zeit etwas ermüdend wirkt.

Eine eher mittelmäßige Platte, die dennoch mit einigen Lichtblicken aufwartet, etwa dem zuckersüßen "Cast A Shadow", dem unglaublich eingängigen "Novotel", oder der schönen Eröffnungsnummer "Pay The Toll", die Dank des klassischen Adam Green-Gesangs mit Instant-Wohlgefühl daherkommt.

We Are Scientists

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"Magst du eigentlich We Are Scientists?"
Solche Fragen lasse ich mir gerne stellen. Vor allem, wenn der neugierige Herr nach der Auskunftseinholung die Fahrt zur Ticketverkaufsstelle antritt, um zwei Eintrittsberechtigungen für das Konzert im Flex zu erwerben.

Nun heißt es bis Sonntag warten. Oder sich die drei New Yorker via fabchannel.com (gefunden beim PKJ) auf den Monitor holen. Außer den Genannten gibts dort auch von den Editors und von Nada Surf Konzert-Mitschnitte.

We Are Scientists - Inaction.mp3

Southside

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Gratulieren darf man den Southside-Organisatoren. In den vergangenen Wochen warfen sie uns beinahe täglich einen neuen Namen um die Ohren, dabei einer großartiger als der andere: Strokes, Arctic Monkeys, DCFC, Maximo Park, um nur einige zu nennen. Wenn da nicht die Sache mit dem ungünstigen Termin (23.-25.6.) zum Semesterende wäre ...

(Edit: So schnell möchte ich mich doch nicht vom "Konzept" mit der obligatorischen Bebilderung trennen.)

Jens Lekman

lekman

Rücktritt vom Rücktritt - das österreichische Unwort 2002 ist ausnahmsweise Träger einer erfreulichen Nachricht: im vergangen Herbst gab ein ausgebrannter Jens Lekman bekannt, seine Musikerkarriere an den Nagel zu hängen und sich einen Job zu suchen, und nun sitzt er doch wieder pausenlos am Klavier. Auf seiner Webseite verkündet er "I am writing, recording, and planning stuff 16 hours a day... 2006 is gonna be the best year ever". In einem pitchfork interview erzählt Lekman von Handgreiflichkeiten mit Morrissey Fans, einer anstehenden Kollaboration mit 3/8 von Architecture In Helsinki und der kathartischen Wirkung, die das Löschen von 200 Songs auf ihn hatte.

Bis uns die ersten Resultate der neuen Produktivität des schwedischen Wunderkinds erreichen, wirds wohl noch einige Monate dauern. Derweil erfreuen wir uns an Liedern aus dem Backkatalog.

Jens Lekman - You Are The Light.mp3
Jens Lekman - Black Cab.mp3
Jens Lekman - Rocky Dennis Farewell Song.mp3

Colin Meloy, Culture Jamming

mixed

Colin Meloy, im Herzen Matrose aus dem 18. Jahrhunderts und im Leben Chef der Decemberists, spielt gerne fremde Lieder. Dabei lässt er auch öfter mal den Rekorder mitlaufen, und nach zwei EPs, auf denen er Morrissey- bzw. Shirley Collins-Lieder interpretiert, hat er nun einen Elliott Smith-Song gecovert. Clementine heißt das Lied, das auf diesem Tribute Album zu finden, und hier in einer Live-Version zu hören ist.
Colin Meloy - Clemetine (via).

Hier noch zwei Songs der Morrissey EP (Live Aufnahmen):
Colin Meloy - I've Changed My Plea To Guilty.mp3
Colin Meloy - Sister I'm A Poet.mp3

Diejenigen, die mit dem Begriff Culture Jamming bisher nicht allzu viel anfangen konnten, können sich hier ein wenig schlau machen (Seminararbeit am Publizistik-Institut; verzeiht das Logo-Recycling).

Kommendes (Platten, Konzerte)

adam

Unser ehemaliger Antifolk-Liebling und nunmehriger Elvis-Imitator Adam Green beehrt uns auch 2006 mit einem Album und einer großen Promo-Tour. "Jacket Full Of Danger" erscheint am 10. März, die Vorab-Single ("Nat King Cole" - 30 Sekunden Ausschnitt via fm4) rotiert bereits bei diversen Radiostationen und verkündet die endgültige Abkehr von den zuckersüßen Melodien und dem lockeren, auch mal rührenden Gesang seines grandiosen Frühwerks. Live erleben kann man ihn am 2. April in der Arena.

Frohe Nachrichten erreichen uns aus Dänemark: die fünf beflissenen 90ies-indie-rock Schüler von den Figurines werden am 20. Februar das B72 bespielen, nachdem sie im vergangenen September bereits im Chelsea zu sehen waren (wo sie als Support von Koufax ebenjene mühelos an die Wand spielten).

Für einen ereignisreichen Februar sorgen außerdem die Editors (2.2., Flex), Arab Strap (16.2. Flex) und Death Cab For Cutie (17.2. Arena; Support: John Vanderslice). Anfang März (3.) präsentieren dann We Are Scientists ihr hierzulande noch immer nicht erschienenes Album "With Love And Squealor" im Flex.

Achja, nachdem oben bereits von 90ies-indie-rock die Rede war, darf auch der Hinweis auf die anstehende Built To Spill Veröffentlichung nicht fehlen: "You In Reverse" heißt deren erstes Album seit 2001 und wird am 11. April erscheinen. Einen ersten, vielversprechenden Vorgeschmack , zwar nur instrumental, gibts hier.

Monkeys Are Taking Over!

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Wieviele Rockn’Roll Debütalbem wurden wohl zum Zeitpunkt ihres Erscheinens im Feuilleton abgefeiert?

Wie gehen die klagefreudigen Plattenfirmen mit dieser Demonstration von Verkaufsförderung durch Filesharing um? Und: Worüber wird Alex Turner auf dem zweiten Album berichten, nachdem ihm die bisher besungenen Arbeiterklassen-Probleme (Geldmangel, untreue Mädchen, fiese Türsteher) abhanden gekommen sind?

Vor knapp einem Jahr wurde Adam Green durchs deutsche Feuilleton gereicht, diesmal sind es die Arctic Monkeys und deren „Plattendeal-dank-Filesharing"-Story, auf die keiner verzichten will; die Musik selbst wird da meist nebensächlich abgehandelt.

Ein kleiner Überblick über Artikel in deutschen Tageszeitungen:
  • Unmissverständlich eröffnet Oliver Fuchs in der Süddeutschen:

    Schnauze jetzt! Alle mal herhören! Die Musik der "Arctic Monkeys" verbessert euer Dasein. Die tut ihr euch jetzt an! Ist das klar?

    ... um das Ganze einige Absätze später doch noch mit einem objektiven Satz über die Musik zu Ende zu bringen:

    Es ist nicht so, dass sie den Rock, wie Kritiker gerne sagen, „neu erfinden", aber sie holen aus zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug heraus, was herauszuholen ist. Das Äußerste an Härte, Dichte und Bums.

  • Die Welt meint einmal:

  • Nichts klingt neu, aber so unbeschwert von jeglicher Musikgeschichte, daß nicht nur die unzähligen BritPop-Retrogruppen, die zuletzt schon so erregt gehandelt wurden, wirken wie beflissene Streber.

    damit sind unter anderem Franz Ferdinand gemeint, vermutlich, die dann in einem zweiten Artikel doch wieder als positive Referenz herhalten müssen:

    Ihr Album "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" vereinigt die besten Momente aus den letzten fünf Jahren Indierock: die Musikalität der Strokes, die Wuchtigkeit von Franz Ferdinand und melodiöse Unruhe der Libertines.

  • Ein nettes Zitat weiß die FAZ zu berichten:

    „Wir klingen so aggressiv”, sagt Jamie Cook, der Gitarre spielt, „weil wir noch keine allzu guten Musiker sind. Man kommt aber mit allem durch, wenn man die Instrumente verzerrt.”

  • Die taz freut sich angesichts des Andrangs bei Konzerten,

  • Dass der Konzertsaal als primärer Ort popkultureller Erfahrung wieder zurückkommt. Jetzt, wo im Musikfernsehen so gut wie keine Musik mehr läuft.

Das war jetzt wohl etwas viel copy+paste. Den nächsten Eintrag schreibe ich dann wieder alleine, versprochen.

The Boy Least Likely To

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Video Download: The Boy Least Likely To - Be Gentle With Me

Man kennt das Gefühl vielleicht noch aus Zeiten des Musikfernsehns: zum ersten mal sieht man das Video zu einem Song, den man in den vergangenen Tagen/Wochen einige dutzendmal gehört hat, und wenn man großes Glück hat, legt sich das anfängliche Misstrauen gegen die fremden Bilder, weil das optisch Dargebotene dem Akustischen nicht im Wege steht, sondern es sanft unterstützt.

Ein solches Erlebnis bescherte mir das Video zu "Be Gentle With Me" von The Boy Least Likely To. Musizierende Stofftiere weisen den Weg in die Welt, die TBLLT auf ihrem Album unter Zuhilfename von Kindermelodien und einem vielfältigen Instrumentarium (Xylophon, Mundharmonika, Banjo, Klatschen) besingen. Trotz den Stofftieren und der kindlichen Musik wirkt das Ganze stellenweise bedrohlich, in den Texten findet sich zwischen all der Warmherzigkeit auch stets etwas Paranoides, etwa die Angst vor Spinnen und Insekten.

Die größte Klage des Duos aus dem englischen Buckhamshire gilt aber nicht kriechendem Ungetier, sondern dem Verlust der Kindheit und damit der Unschuld. Im Video etwa wendet sich Sänger Jof Owen, gesteuert durch eine fremde Macht, von den Wesen seiner Kindheit ab, und einer Frau zu, die ihn schliesslich enttäuscht.

"I've always been chasing rainbows, looking out of classroom windows!"

Mehr TBLLT Hörproben gibts bei deren myspace account. Für die angemessene Rezeption dieser Musik, auf der Schaukel am Kinderspielplatz, wird freilich eine mobiles Abspielgerät benötigt.

Who Needs The Recording-Industry?

clap

mp3 download: Clap Your Hands Say Yeah - Upon This Tidal Wave Of Young Blood.mp3

Einer Band, die mit ihrem Namen die Würdigung durch das Publikum im Voraus einfordert, wird naturgemäß mit Skepsis begegnet. Doch gleich beim ersten Hinsehen und –hören wird klar, dass Clap Your Hands Say Yeah so einiges richtig machen.

Nachdem vor einigen Monaten die Arctic Monkeys demonstriert haben, wie man durch Internet-Promotion groß wird, machen jetzt fünf sympathische New Yorker Brooklyn'er auf ähnliche Weise von sich reden: Clap Your Hands Say Yeah heißt die Band, die 25.000 Platten in Eigenregie via Internet verkaufte. Ermöglicht wurde dies durch verschiedene Online-Musikmagazine und Blogs, die die Großartigkeit dieses Avant-Pop Albums in die Online-Welt hinausschrien.

Im Gegensatz zum leicht impertinenten Namen („Enough about the band’s name. You either like it, or you don’t“, pitchforkmedia.com) sind die Hymnen des selbst-betitelten Albums frei jeder Großspurigeit. Die Stimme, die viele an David Byrne und mich an einen gut gelaunten Thom Yorke erinnert, überschlägt sich, reißt aus, und wird von der vollen Instrumentierung nicht daran gehindert. Im wundervollen Upon This Tidal Wave Of Young Blood begleitet anfangs eine akustische Gitarre, später stimmen Drums, Synthies und jede Menge Laptop-Klänge in die euphorischen Jubel-Melodien ein.

How To Have A Number One The Easy Way

klf

Für alle, die sich obige Frage schon mal gestellt haben, haben die Mitglieder der Band THE KLF bereits vor fast zwei Jahrzehnten einen kleinen Leitfaden namens "The Manual" geschrieben; Untertitel: How To Have A Number One The Easy Way. Seit kurzem ist die längst vergriffene Anleitung Online frei verfügbar.

Natürlich denkt beim Lesen des Titels man erst mal an eine satirische Abrechnung mit der Musikindustrie. Doch die Autoren Jimmy Cauty und Bill Drummond sind keine vom System vergraulte Zyniker. Die beiden beziehen ihre Glaubwürdigkeit aus der Tatsache, dass sie in den frühen 80ern selbst mehrere Top 10 sowie einen Nummer 1 Hit hatten. Dabei waren sie keine Künstler, die ihre Musik ablieferten und den Rest der Vermarktungsmaschinerie überließ, sondern labellose Eigenproduzenten und -promoter.

Grundlegenden Veränderungen der Musikindustrie und -szene in den vergangenen 17 Jahren zum Trotz, ist "The Manual" durchaus noch aktuell und für entsprechend ambitionierte Arbeitslose, denn dies wird als Voraussetzung für die notwendige Hingabe aufgeführt, sicher hilfreich.
Firstly, you must be skint and on the dole. Anybody with a proper job or tied up with full time education will not have the time to devote to see it through
Hinweise auf Aufnahmetechnik, Studioequipment etc. haben natürlich eher historischen Wert. Als Speichermedium fungierten damals -aufgepasst!- nicht silberne Scheiben oder graue MP3 Dateien, sondern 7 Zoll große Schallplatten, ein Single-Format.

KLFs Nummer Eins hieß übrigens "Doctorin' The Tardis", eine Referenz an eine Science-Fiction-Serie namens "Doctor Who". Im Nachhinein waren Cauty und Drummond jedoch der Meinung, sie hätten sich für den simpleren und daher chartfreundlicheren Titel "Doctor Who" entscheiden sollen.

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