Desert ist eating us ...

calexico

Ich löffelte gerade Polenta (Diät, frage nicht), als ich auf der fm4-Webseite auf die Ankündigung stieß, Calexico werde am Freitag in Wien ein Radio-Konzert spielen. Wie das bei diesen fm4-Radiosessions üblich ist, gibt's die Karten nicht zu kaufen, sondern nur zu gewinnen; Thema des zu diesem Zweck ausgeschriebenen Kreativ-Wettbewerbs war die Wüste, der meine Mahlzeit in Farbe und Konsistenz nicht ganz unähnlich ist, wie mir sogleich auffiel.

Zwar reagierten meine Mitmenschen auf das anschließend enstandene Bastelwerk nicht gerade mit Entzücken oder Begeisterung, die Jury aber honorierte meine Einsendung mit zwei Eintrittskarten. Der morgige Abend wird der vierte, den ich mit den Wüstenfüxen verbringen darf!

Mich surfend auf das Konzert einstimmend, bin ich gerade auf dieses Joy Division Cover gestoßen, das die eigentlichen Langsamkeitsliebhaber beinahe im flotten Original-Tempo spielen:

Calexico - Love Will Tear Us Apart.mp3

Jens Lekman

lekman

Rücktritt vom Rücktritt - das österreichische Unwort 2002 ist ausnahmsweise Träger einer erfreulichen Nachricht: im vergangen Herbst gab ein ausgebrannter Jens Lekman bekannt, seine Musikerkarriere an den Nagel zu hängen und sich einen Job zu suchen, und nun sitzt er doch wieder pausenlos am Klavier. Auf seiner Webseite verkündet er "I am writing, recording, and planning stuff 16 hours a day... 2006 is gonna be the best year ever". In einem pitchfork interview erzählt Lekman von Handgreiflichkeiten mit Morrissey Fans, einer anstehenden Kollaboration mit 3/8 von Architecture In Helsinki und der kathartischen Wirkung, die das Löschen von 200 Songs auf ihn hatte.

Bis uns die ersten Resultate der neuen Produktivität des schwedischen Wunderkinds erreichen, wirds wohl noch einige Monate dauern. Derweil erfreuen wir uns an Liedern aus dem Backkatalog.

Jens Lekman - You Are The Light.mp3
Jens Lekman - Black Cab.mp3
Jens Lekman - Rocky Dennis Farewell Song.mp3

Colin Meloy, Culture Jamming

mixed

Colin Meloy, im Herzen Matrose aus dem 18. Jahrhunderts und im Leben Chef der Decemberists, spielt gerne fremde Lieder. Dabei lässt er auch öfter mal den Rekorder mitlaufen, und nach zwei EPs, auf denen er Morrissey- bzw. Shirley Collins-Lieder interpretiert, hat er nun einen Elliott Smith-Song gecovert. Clementine heißt das Lied, das auf diesem Tribute Album zu finden, und hier in einer Live-Version zu hören ist.
Colin Meloy - Clemetine (via).

Hier noch zwei Songs der Morrissey EP (Live Aufnahmen):
Colin Meloy - I've Changed My Plea To Guilty.mp3
Colin Meloy - Sister I'm A Poet.mp3

Diejenigen, die mit dem Begriff Culture Jamming bisher nicht allzu viel anfangen konnten, können sich hier ein wenig schlau machen (Seminararbeit am Publizistik-Institut; verzeiht das Logo-Recycling).

Kommendes (Platten, Konzerte)

adam

Unser ehemaliger Antifolk-Liebling und nunmehriger Elvis-Imitator Adam Green beehrt uns auch 2006 mit einem Album und einer großen Promo-Tour. "Jacket Full Of Danger" erscheint am 10. März, die Vorab-Single ("Nat King Cole" - 30 Sekunden Ausschnitt via fm4) rotiert bereits bei diversen Radiostationen und verkündet die endgültige Abkehr von den zuckersüßen Melodien und dem lockeren, auch mal rührenden Gesang seines grandiosen Frühwerks. Live erleben kann man ihn am 2. April in der Arena.

Frohe Nachrichten erreichen uns aus Dänemark: die fünf beflissenen 90ies-indie-rock Schüler von den Figurines werden am 20. Februar das B72 bespielen, nachdem sie im vergangenen September bereits im Chelsea zu sehen waren (wo sie als Support von Koufax ebenjene mühelos an die Wand spielten).

Für einen ereignisreichen Februar sorgen außerdem die Editors (2.2., Flex), Arab Strap (16.2. Flex) und Death Cab For Cutie (17.2. Arena; Support: John Vanderslice). Anfang März (3.) präsentieren dann We Are Scientists ihr hierzulande noch immer nicht erschienenes Album "With Love And Squealor" im Flex.

Achja, nachdem oben bereits von 90ies-indie-rock die Rede war, darf auch der Hinweis auf die anstehende Built To Spill Veröffentlichung nicht fehlen: "You In Reverse" heißt deren erstes Album seit 2001 und wird am 11. April erscheinen. Einen ersten, vielversprechenden Vorgeschmack , zwar nur instrumental, gibts hier.

Nerd Hobbies, #1 / Unwort des Jahres

nerd1

In der ersten Folge der heute startenden Serie "Die Hobbys eines Nerds" geht es um den therapeutischen Abbau von Abscheu manchen Worten gegenüber.

In meinem Fall ist es "unschlagbar"; im Sport durchaus OK, um von ungebrochenen Siegesserien zu berichten, kann es aus diversen Werbeprospekten schreiend demjenigen den Tag versauen, der sich gleich nach dem Aufstehen, mit niedriger Ekelgrenze also, über Post und Zeitung hermacht.

Ich lasse mir von einer Suchmaschine die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Wortes vorführen und wähle davon die drei widerlichsten aus:
  • Kinder sind unschlagbar! Keine Gewalt in der Erziehung.
  • In „Einfach unschlagbar! Beste Freundinnen“ erzählen bekannte und unbekannte Autorinnen, teils witzig, teils einfühlsam, Episoden einer Freundschaft.
  • Rohe unbehandelte Menschennahrung ist unschlagbar!
Nun gilt es, den Ekel durch wiederholtes Lesen abzubauen und sich so für künftige Konfrontationen zu wappnen.

Einen etwas anderen Umgang mit unliebsamen Worten pflegt die vierköpfige Jury, die in Deutschland jährlich das Unwort des Jahres auswählt. Ihr Engagement gilt der Bekämpfung und Offenlegung von euphemistischen Wörtschöpfungen neoliberaler Wirtschaftspersönlichkeiten und Politiker; heuer fiel die Wahl auf "Entlassungsproduktivität".

die FAZ weiss mehr darüber.

Monkeys Are Taking Over!

monkeys

Wieviele Rockn’Roll Debütalbem wurden wohl zum Zeitpunkt ihres Erscheinens im Feuilleton abgefeiert?

Wie gehen die klagefreudigen Plattenfirmen mit dieser Demonstration von Verkaufsförderung durch Filesharing um? Und: Worüber wird Alex Turner auf dem zweiten Album berichten, nachdem ihm die bisher besungenen Arbeiterklassen-Probleme (Geldmangel, untreue Mädchen, fiese Türsteher) abhanden gekommen sind?

Vor knapp einem Jahr wurde Adam Green durchs deutsche Feuilleton gereicht, diesmal sind es die Arctic Monkeys und deren „Plattendeal-dank-Filesharing"-Story, auf die keiner verzichten will; die Musik selbst wird da meist nebensächlich abgehandelt.

Ein kleiner Überblick über Artikel in deutschen Tageszeitungen:
  • Unmissverständlich eröffnet Oliver Fuchs in der Süddeutschen:

    Schnauze jetzt! Alle mal herhören! Die Musik der "Arctic Monkeys" verbessert euer Dasein. Die tut ihr euch jetzt an! Ist das klar?

    ... um das Ganze einige Absätze später doch noch mit einem objektiven Satz über die Musik zu Ende zu bringen:

    Es ist nicht so, dass sie den Rock, wie Kritiker gerne sagen, „neu erfinden", aber sie holen aus zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug heraus, was herauszuholen ist. Das Äußerste an Härte, Dichte und Bums.

  • Die Welt meint einmal:

  • Nichts klingt neu, aber so unbeschwert von jeglicher Musikgeschichte, daß nicht nur die unzähligen BritPop-Retrogruppen, die zuletzt schon so erregt gehandelt wurden, wirken wie beflissene Streber.

    damit sind unter anderem Franz Ferdinand gemeint, vermutlich, die dann in einem zweiten Artikel doch wieder als positive Referenz herhalten müssen:

    Ihr Album "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" vereinigt die besten Momente aus den letzten fünf Jahren Indierock: die Musikalität der Strokes, die Wuchtigkeit von Franz Ferdinand und melodiöse Unruhe der Libertines.

  • Ein nettes Zitat weiß die FAZ zu berichten:

    „Wir klingen so aggressiv”, sagt Jamie Cook, der Gitarre spielt, „weil wir noch keine allzu guten Musiker sind. Man kommt aber mit allem durch, wenn man die Instrumente verzerrt.”

  • Die taz freut sich angesichts des Andrangs bei Konzerten,

  • Dass der Konzertsaal als primärer Ort popkultureller Erfahrung wieder zurückkommt. Jetzt, wo im Musikfernsehen so gut wie keine Musik mehr läuft.

Das war jetzt wohl etwas viel copy+paste. Den nächsten Eintrag schreibe ich dann wieder alleine, versprochen.

The Boy Least Likely To

boyleast

Video Download: The Boy Least Likely To - Be Gentle With Me

Man kennt das Gefühl vielleicht noch aus Zeiten des Musikfernsehns: zum ersten mal sieht man das Video zu einem Song, den man in den vergangenen Tagen/Wochen einige dutzendmal gehört hat, und wenn man großes Glück hat, legt sich das anfängliche Misstrauen gegen die fremden Bilder, weil das optisch Dargebotene dem Akustischen nicht im Wege steht, sondern es sanft unterstützt.

Ein solches Erlebnis bescherte mir das Video zu "Be Gentle With Me" von The Boy Least Likely To. Musizierende Stofftiere weisen den Weg in die Welt, die TBLLT auf ihrem Album unter Zuhilfename von Kindermelodien und einem vielfältigen Instrumentarium (Xylophon, Mundharmonika, Banjo, Klatschen) besingen. Trotz den Stofftieren und der kindlichen Musik wirkt das Ganze stellenweise bedrohlich, in den Texten findet sich zwischen all der Warmherzigkeit auch stets etwas Paranoides, etwa die Angst vor Spinnen und Insekten.

Die größte Klage des Duos aus dem englischen Buckhamshire gilt aber nicht kriechendem Ungetier, sondern dem Verlust der Kindheit und damit der Unschuld. Im Video etwa wendet sich Sänger Jof Owen, gesteuert durch eine fremde Macht, von den Wesen seiner Kindheit ab, und einer Frau zu, die ihn schliesslich enttäuscht.

"I've always been chasing rainbows, looking out of classroom windows!"

Mehr TBLLT Hörproben gibts bei deren myspace account. Für die angemessene Rezeption dieser Musik, auf der Schaukel am Kinderspielplatz, wird freilich eine mobiles Abspielgerät benötigt.

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it did.
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uliuli - 8. Dez, 21:02
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Zuletzt aktualisiert: 16. Jun, 23:43

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