Art Brut im Flex

Art-Brut

Art Brut haben ihre Versprechen gehalten: Witz, Charme, und Herzlichkeit, sowie Plauderei und Tuchfühlung mit dem Publikum; Frontman Eddie Argos trug seine Alltagserlebnisse mal schlaff und gelassen, mal übermütig und enthusiastisch vor, und wirkte dabei immer natürlich. Auch so gekünstelt anmutende Aktionen wie das demonstrative Trinken aus einer Kaffeetasse konnten seiner Authentizität nichts anhaben.

Zwischen den textlich oft leicht variierten Liedern ("There's not much glamour 'bout the Austrian weather") nahm sich Argos Zeit, um das Publikum mit seinem treuherzigen Blick eingehend zu betrachten, bestrebt, Gesichter zu erkennen, was im offenbar gelang: "I recognize some of you!" Die Priviligierten (fm4-Menschen), die dem eigentlich Marketing-Trotteln vorbehaltenen Auftritt der Band auf der Xbox-Party im Dezember beiwohnen durften, wurden gefragt, wer von ihnen denn nun eine Band gegründet hat, wie Argos es ihnen damals aufgetragen hatte.

Sehr freundliche Menschen, die von Art Brut. Wie gesagt, alles da, eigentlich. Vielleicht lags ja auch nur an meinem schlechten Platz im ausverkauften Flex, das bei so vielen Menschen unerträglich ist, aber irgendwie ließ mich das Konzert unbefriedigt zurück.

Wie würde Eddie Argos an meiner Stelle vielleicht sprechsingen:

rock'n roll concerts frustrate me
there's not much to see, when your just 1,70!

Franz Ferdinand + The Rakes in der Stadthalle

franz

Die folgende Nachricht in meiner Mailbox veranlasste mich dazu, meinen Vorsatz, nur noch auf Konzerte mit weniger als 200 Leuten zu gehen, zu verwerfen:

******* (TV-Sender) gratuliert!
Du hast soeben 2 Konzertkarten für die "Franz Ferdinand", am 15. Dezember in der Wiener Stadthalle gewonnen.


Am Donnerstag nahmen mein Begleiter und ich nach längerem Anstehen am Presseschalter mit leichter Enttäuschung zu Kenntnis, dass es sich bei den gewonnen Karten um Sitzplätze handelte. Mit sehr eingeschränkter Bewegungs- und Konsumierungsfreiheit (Rauchverbot) wohnten wir dem gelungenen Rakes Auftritt bei und schmiedeten gleichzeitig Pläne, um pünktlich zum Hauptact vor der Bühne zu stehen.

Die Rakes spielten etwas mehr als eine Handvoll Songs ihres überzeugenden Debüts; optisch bemerkenswert war vor allem der Tanzstil des Sängers, dessen Oberkörper die wildesten Verrenkungen vollführte - da wurden Fäuste und Ellbogen in einer Manier geschwungen, die unweigerlich zu Ian Curtis Vergleichen führte.

Der vom aufreibenden Leben zwischen Ausgehen und Arbeit erzählende Song „Work Work Work“ wird mit den Worten „this is for the junkies out there“ angekündigt und vom Publikum jubelnd aufgenommen, ebenso „22 grand job“ – beides Singleauskoppelungen und damit Radiomaterial.

Looks Like We Made It

Inzwischen befinden wir uns am Parkett (nicht nur B. kennt Tricks) und beobachten, wie FF die Bühne betritt, während aus den Boxen das pathetische „The Fool“ von Neutral Milk Hotel erklingt (das beste Lied des Abends ( ; ). Losgelegt wird mit „This Boy“, dann wird erst mal brav zwischen neuen und alten Liedern gewechselt; Nach fünf Songs greift Alex Kopranos zur Akustik Gitarre, um die verhältnismäßig balladesken Stücke aus dem FF Werk vorzutragen: Walk Away und Eleanor Put Your Boots On.

Nachdem bisher alles etwas steif gewirkt hatte, quittiert die Menge die ersten Takte von Take Me Out mit Jubelschreien. Es folgen einige Songs vom ersten Album, deren Kenntnis das Publikum mit erhöhten Tanz- und Mitsingaktivitäten demonstriert und in deren Verlauf die bis dahin sehr durchdacht wirkende Show an Lockerheit aber auch an Leidenschaft gewinnt; FF wird von den charmanten Kunststudenten zu einer mitreissenden Rock Band, deren Energie trotz des breiten Publikums auf die gesamte Stadthalle übergeht. Da werden Einsätze verpasst, das Drumset wird plötzlich von sechs Händen bearbeitet und Oberfranz Alex besteigt die Base-Drum, um das 40 Ft. Intro mit dem Rücken zum Publikum zu spielen.

Alle Zweifel, die Stadthalle könnte eine Nummer zu groß sein, räumen FF spätestens mit der letzten, fast brachial gespielten Zugabe This Fire aus. Ein großartiges Konzert!

Who Needs The Recording-Industry?

clap

mp3 download: Clap Your Hands Say Yeah - Upon This Tidal Wave Of Young Blood.mp3

Einer Band, die mit ihrem Namen die Würdigung durch das Publikum im Voraus einfordert, wird naturgemäß mit Skepsis begegnet. Doch gleich beim ersten Hinsehen und –hören wird klar, dass Clap Your Hands Say Yeah so einiges richtig machen.

Nachdem vor einigen Monaten die Arctic Monkeys demonstriert haben, wie man durch Internet-Promotion groß wird, machen jetzt fünf sympathische New Yorker Brooklyn'er auf ähnliche Weise von sich reden: Clap Your Hands Say Yeah heißt die Band, die 25.000 Platten in Eigenregie via Internet verkaufte. Ermöglicht wurde dies durch verschiedene Online-Musikmagazine und Blogs, die die Großartigkeit dieses Avant-Pop Albums in die Online-Welt hinausschrien.

Im Gegensatz zum leicht impertinenten Namen („Enough about the band’s name. You either like it, or you don’t“, pitchforkmedia.com) sind die Hymnen des selbst-betitelten Albums frei jeder Großspurigeit. Die Stimme, die viele an David Byrne und mich an einen gut gelaunten Thom Yorke erinnert, überschlägt sich, reißt aus, und wird von der vollen Instrumentierung nicht daran gehindert. Im wundervollen Upon This Tidal Wave Of Young Blood begleitet anfangs eine akustische Gitarre, später stimmen Drums, Synthies und jede Menge Laptop-Klänge in die euphorischen Jubel-Melodien ein.

Aus Sicherheitsgründen ...

straba

Es haben sich in letzter Zeit die (mündlichen) Berichte gehäuft, nach denen die als grantig verschrienen Fahrer der Wiener-Linien dazu übergegangen seien, ihre Anliegen in humoristischer Form vorzubringen.

Gestern wurde ich selbst Zeuge einer solchen erheiternden Durchsage. In einer übervollen 44er Straßenbahn hielten sich die zuletzt Zugestiegenen aus Platzgründen sehr nahe an den Türen auf. Als der Zug an einer Haltestelle recht lange stehen blieb, ahnten die meisten wohl bereits, dass sich irgendwer zu nah am Türbereich aufhielt und so die Lichtschranke blockierte, was das Schliessen der Türen und damit die Weiterfahrt unmöglich machte. Ein leises Knistern war aus den Lautsprechern zu vernehmen, dann die Duchsage: "Aus Sicherheitsgründen fahren wir nur bei geschlossenen Türen!"

Nachricht mitgeteilt, außerdem Menschen zum lächeln und kichern gebracht. Ob sich die Fahrer der Wiener Linien wohl untereinander über solche Sprüche und charmante verpackte Aufforderungen austauschen? Vielleicht wenn sie gemeinsam in der Kantine sitzen (haben die Fahrer der Wiener Linein so etwas?) oder bei der schnellen Zigarette vor Dienstbeginn.

How To Have A Number One The Easy Way

klf

Für alle, die sich obige Frage schon mal gestellt haben, haben die Mitglieder der Band THE KLF bereits vor fast zwei Jahrzehnten einen kleinen Leitfaden namens "The Manual" geschrieben; Untertitel: How To Have A Number One The Easy Way. Seit kurzem ist die längst vergriffene Anleitung Online frei verfügbar.

Natürlich denkt beim Lesen des Titels man erst mal an eine satirische Abrechnung mit der Musikindustrie. Doch die Autoren Jimmy Cauty und Bill Drummond sind keine vom System vergraulte Zyniker. Die beiden beziehen ihre Glaubwürdigkeit aus der Tatsache, dass sie in den frühen 80ern selbst mehrere Top 10 sowie einen Nummer 1 Hit hatten. Dabei waren sie keine Künstler, die ihre Musik ablieferten und den Rest der Vermarktungsmaschinerie überließ, sondern labellose Eigenproduzenten und -promoter.

Grundlegenden Veränderungen der Musikindustrie und -szene in den vergangenen 17 Jahren zum Trotz, ist "The Manual" durchaus noch aktuell und für entsprechend ambitionierte Arbeitslose, denn dies wird als Voraussetzung für die notwendige Hingabe aufgeführt, sicher hilfreich.
Firstly, you must be skint and on the dole. Anybody with a proper job or tied up with full time education will not have the time to devote to see it through
Hinweise auf Aufnahmetechnik, Studioequipment etc. haben natürlich eher historischen Wert. Als Speichermedium fungierten damals -aufgepasst!- nicht silberne Scheiben oder graue MP3 Dateien, sondern 7 Zoll große Schallplatten, ein Single-Format.

KLFs Nummer Eins hieß übrigens "Doctorin' The Tardis", eine Referenz an eine Science-Fiction-Serie namens "Doctor Who". Im Nachhinein waren Cauty und Drummond jedoch der Meinung, sie hätten sich für den simpleren und daher chartfreundlicheren Titel "Doctor Who" entscheiden sollen.

"War ja klar ..."

doherty

Es lieferten die Medien in den letzten Monaten ausreichend viele Hinweise über Zustand und Arbeitsmoral des oben abgebildeten jungen Mannes.

Die Absage der Tour seiner Band vorherzusehen war also kein Kunststück. Nichts ist nun langweiliger und unangebrachter als dieses leicht schadenfrohe und besserwisserische "War ja klar", dass man dieser Tage aus allen Richtungen vernimmt.

Natürlich waren sich die meisten Kartenkäufer bewusst, dass sie die Karte wahrscheinlich nicht in die Hände des Abreissers, sondern zurück in die des Verkäufers geben würden. Ein Risiko, das einzugehen man wiederum aus Gründen des Lebensstil des Frontmanns bereit ist (wie lange macht der Körper noch mit?).

Während die meisten den Grund für die Tourabsage für so nahe liegend halten, dass es ihm nicht nachzugehen lohnt, berichten andere von Streitereien zwischen den Bandmitgliedern und dem Management. Grund sollen die viel erwähnten Fotos von Kate Moss sein, aufgrund derer sie unter anderem von H&M gekündigt wurde. Angeblich gelangten die Aufnahmen durch den Babyshambles-Manager in die Hände der Yellow-Press. Ziemlich lukrativ für den Herrn, darf man annehmen.

DATUM - Seiten der Zeit

datum2

Beim gestrigen zappen blieb ich kurz bei einer Gesprächsrunde auf PulsTV hängen. Eine just in diesem Moment erscheinende Einblendung verhinderte wildere Interpretationen und Mutmaßungen von meiner Seite: Es ging um Nationalität und Nationalismus. Die Moderatorin gab das Wort an Klaus Stimeder. Oha. Klaus Stimeder ist Herausgeber eines allgemein geschätzten (von der Financial Times etwas mehr, von Blumenau etwas weniger) österrichischen Monatsmagazins für Qualitätsjournalismus.

Nun war mir Stimeder nach dem Lesen von Editorials etc. durchaus sympathisch, und einem Herausgeber eines Magazins, das man selber gerne liest, bringt man ja schon von Haus aus eine gewisse Portion Respekt entgegen. Es war ja auch nicht so, als wäre er beim "Talk of town", wie die Sendung heißt, mit zweifelhaften Äußerungen ausgefallen. Enttäuscht hat mich mehr diese überhebliche, einnehmende Art, die mehr an Zurechtweisungen als an faires, respektvolles Diskutieren erinnterte. Dazu noch dieses wienerische, fragende Zwischen-Ja?, dass jede Aussage in Häppchen von drei bis fünf Worte unterteilt, nach denen sich der Sprecher wieder der Aufmerksamkeit und dem Verständnis des Zuhörers versichern muss.

An meinen Lesegewohnheiten wird dieses Erlebnis freilich wenig ändern; ich werde mich weiterhin über jedes neue Heft freuen, werde weiterhin jeden Monat die Zeitschriftenabteilung der Uni-Bibliothek aufsuchen, um mich zwei Stunden lang mit Qualitätsjournalismus zu verwöhnen.

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wo sind denn die restlichen 50 min? oder endet's nur...
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