Donnerstag, 25. Mai 2006

Okkervil River - 24. Mai 2006, Chelsea Wien

okkervil

"Ausverkauft" informiert ein über der Kartenabreisserin befestigter Zettel, und tatsächlich habe ich das Chelsea an einem Wochentag noch nie so voll erlebt. Ungewohnt aufwändig gestaltete sich dann auch das Einnehmen einer bequemen und klang- und sichtgünstigen Stehposition.

Um 21:30 sollten das Konzert beginnen, und als mehr als eine halbe Stunde später noch immer nichts von der Band zu sehen war, äußerte sich die schon länger spürbare Ungeduld des Publikums in lauten, und offenbar wirkungsvollen Pfiffen - tatsächlich stand das sympathische texanische Sextett wenige Minuten später auf der Bühne. Ohne Zögern schnappte sich der Keyboard/Trompeten-Mann sein Blechblasinstrument um die Aufstellung der restlichen Band stimmungsvoll zu begleiten.

Das Wechseln zwischen schnellen und langsamen Songs, das auf der Platte für Spannung sorgt, hatte ich mir live irgendwie ermüdend vorgestellt, tatsächlich funktionierte aber alles wunderbar. Im einen Moment schreit uns Will Sheff noch voller Zorn und Verzweiflung seine Ängste entgegen, in nächsten lädt er uns zum Mitschunkeln ein, wobei sich das Songmaterial hier nicht minder düster und schmerzvoll ausnimmt.

Ein Okkervil River Konzert ist zu einem großen Teil eine Will Sheff-Show, der charismatische Sänger scheint mit seinen jungenhaften Bewegungen drei viertel der Bühne einzunehmen. Er legt auch großen Wert auf die Zustimmung des Publikums, und weil ihm der Applaus offenbar nicht laut genug war, versucht er zwei Mal, uns mit einem "Are You Convinced?" zu lautstarker Bestätigung zu bewegen, was irgendwie misslingt. "Well we are convinced", tröstet er sich und die Band. Wir doch auch, Will, nur beklatschen wir halt lieber deine Songs, als dass wir solchen Aufforderungen nachkommen.

Nach 60 minuten schleichen sich die Jungs mit einem halbherzigen Abschied von der Bühne und die Leichtigkeit, mit der sie uns den Rücken zuwenden, gibt einem die Gewissheit, dass da noch mehr kommt.

Im zweiten Teil des Sets fällt vor allem die Redseligkeit von Will Sheff auf, der seine Liedern nun mit längeren Geschichten einleitet und so den oft bemühten Conor Oberst Vergleich ein wenig nachvollziehbarer macht. Als die Bühne fünf Songs später dann endgültig geräumt wird, ist man fast ein wenig froh darüber, dass man sich nun bei einem Bier von einem wundervollen aber dank der fortwährenden Zurschaustellung von Verwundbarkeit auch aufwühlenden Konzertabend erholen darf.

Okkervil River - Kathy Keller [mp3]
Okkervil River - Westfall [mp3]
Okkervil River - For Real [mp3]

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